Der Römer
Einem Kaufmann namens
Römer, dem die Stadt Frankfurt
Anfang des 15. Jahrhunderts drei Häuser

abkaufte, verdankt das historische Rathaus wahrscheinlich seinen Namen.
Von damals bis heute ist es Mittelpunkt der Stadt und Amtsitz des
Bürgermeisters und seiner Mitarbeiter. Mit seiner Treppengiebelfront
wurde der Gebäudekomplex über die Jahrhunderte zu einem Wahrzeichen der
Stadt und ist damit ein wichtiger Bestandteil jeder
Stadtführung durch Frankfurt. Aus architektonischer Sicht ist der Römer eines der wichtigsten
nicht-kirchlichen gotischen Gebäude. Geschichtlich gesehen erlangte er
große Bedeutung, weil bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit einer
Anzahl von 52 Staatsakten nirgends mehr Könige und Kaiser gewählt bzw.
gekrönt wurden.
Als 1401 das vorhandene Rathaus für die
Verwaltung der etwa 10.000 Bürger zu klein geworden war, plante man
zunächst einen Neubau. Nachdem bereits diverse Baumaterialien
angeliefert waren, wurde das Vorhaben durch den Kauf der großen Römer -
Patrizierhäuser allerdings überflüssig.
Im Erdgeschoss
entstanden die noch heute existierenden Kreuzrippengewölbe namens
Römerhalle und Schwanenhalle. Dass diesem Gebäudeteil die Bomben des
zweiten Weltkriegs nichts anhaben konnten, liegt wohl nicht zuletzt
daran, dass die erste Gewölbekonstruktion im Jahr 1405 einstürzte und
danach mit Verstärkungen neu aufgebaut wurde.
Nach der
Fertigstellung zog im Jahr 1407 die Stadtverwaltung in das Gebäude ein.
Sieben Jahre später begann man damit, Teile des Gebäudes während der
Frankfurter Messe als Verkaufsfläche zu vermieten. Dies führte im Laufe
der Zeit dazu, dass der Römer nicht nur für das Abhalten von
Kaiserwahlen und Reichstagen benutzt wurde, sondern ganz nebenbei auch
zu Frankfurts Handelszentrum aufstieg.
Nachdem die Zeit der
Kaiser zu Ende gegangen war, sollte der Römer Mitte des 19.
Jahrhunderts abgerissen werden. Nur dem Einschreiten des damaligen
Senats ist es zu verdanken, dass unter Verweis auf den historischen
Wert des Gebäudes der geplante Neubau nicht in die Tat umgesetzt wurde.
Zwischen 1896 und 1900 erhielt der Römer bei Renovierungsarbeiten den
berühmten Balkon. Der Glockenturm aus dem Jahr 1702 wurde kaum
verändert.
Der zweite Weltkrieg verursachte enorme Schäden
an sämtlichen Gebäudeteilen. Am 22. März 1944 zerstörte ein Großangriff
der Alliierten die komplette Frankfurter Altstadt. Der Bombenhagel und
die ausbrechenden Feuer zerstörten die kunstgeschichtlich bedeutsamen
Räume und Säle des Römers. Nachdem der Wiederaufbau in teilweise
vereinfachter Art abgeschlossen war, konnte der Römer im Jahre 1955
durch den damalige Bundespräsidenten Theodor Heuss wiedereröffnet
werden. Die verschiedenen Häuser wurden zu EINEM Komplex vereint und es
war eine neue Etage hinzugefügt worden. Damit hatte man Ordnung in den
Innenraum gebracht, da dieser vormals oft mit einem Labyrinth
verglichen wurde. Das äußere Erscheinungsbild des Römers und der
angrenzenden Häuser wurde originalgetreu wiederhergestellt. Dort wo die
Oberhäupter der Stadt seit dem 15. Jahrhundert ihre Amtsstuben haben,
sind auch heute noch Bürger- und Oberbürgermeister untergebracht.
Die
sogenannte Dreigiebelfront besteht von links nach rechts aus den
Häusern Alt-Limpurg, Römer und Haus Löwenstein. Die Frauenfigur am
linken Rand von Alt-Limpurg zeigt die Frankfurtia als Verkörperung der
Stadt. Der Balkon des Römers wurde bekannt, weil sich hier immer wieder
bekannte Persönlichkeiten der Öffentlichkeit zeigen. Neben Politikern
auf Staatsbesuch sind dies zum Beispiel auch die
Fußballnationalmannschaften der Damen und Herren nach Turniererfolgen.
Über dem Balkon sind vier Kaiser zu sehen, die mit der Stadt und ihrer
Entwicklung eng verbunden sind. Es handelt sich dabei von links nach
rechts um Friedrich Barbarossa, der 1152 als erster König hier gekrönt
wurde. Der nächste ist Ludwig der Bayer. Er bewilligte Anfang des 14.
Jahrhunderts die Erweiterung der Stadt und ihrer Messerechte. Es folgen
Karl der Vierte, der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts Frankfurt als
Kaiserwahlstadt bestätigte und Maximilian der Zweite, der 1562 als
erster Kaiser im Franfurter Dom die Krone erhielt.
Die rechts neben dem dreigiebligen Rathauskomplex
gelegenen Häuser wurden NICHT originalgetreu wiederaufgebaut. In die
Fassade wurden stattdessen mittig 3 alte originale Relieftafeln
eingebaut und an der nordöstlichen Wand befindet sich außerdem das
Mosaik des Phönix aus der Asche, als Sinnbild für die Schaffung von
Neuem aus Altem.
Der komplette Gebäudekomplex schließt auf
einer Fläche von zehntausend Quadratmetern insgesamt sechs Innenhöfe
ein.
Wer das Gebäude durch den Haupteingang betritt, gelangt
in die bis heute erhaltene Römer- bzw Schwanenhalle. Hier wurden bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Messewaren verkauft.
Im
Kaisersaal über der Römerhalle wurden nach den Krönungen die Festmahle
durchgeführt. Jedes der 52 gekrönten Häupter, egal ob Kaiser oder
König, ist Teil der hier ausgestellten Gemäldegalerie.