Das historische Rathaus

Die
Verleihung der Stadtrechte im Jahr
1170 bewirkte den Bau des historischen Rathauses, um einen Ort für
Ratsversammlungen und Gerichtsverhandlungen zur Verfügung zu
stellen.
Der anfänglich einfach gehaltene Fachwerkbau wurde
dann im Laufe der Jahrhunderte weiter ausgebaut. Die Position des
Gebäudes mit direktem Blick auf den Dom bzw. den Sitz des Bischofs
wurde absichtlich gewählt, um den Bischof täglich mit dem Streben der
Bevölkerung nach Selbstverwaltung zu konfrontieren.
Einen
hohen Bekanntheitsgrad, auch über die Stadtgrenzen hinaus, erlangte das
Rathaus, weil hier zwischen 1643 und 1648 im Zuge des Westfälischen
Friedenskongresses Verhandlungen zur Beendigung des 30-jährigen Krieges
geführt wurden. Dieser von 1618 bis 1648 dauernde Konflikt um Religion
sowie das Gleichgewicht zwischen den Mächten Europas konnte
letztendlich durch diese Verhandlungen beendet werden. Eine wichtige
Entscheidung war in diesem Zusammenhang der am 15. Mai 1648
beschlossenen Friede von Münster. Darin wurde der sogenannte 80-jährige
Krieg zwischen Spanien und den niederländischen Provinzen beendet.
Gleichzeit wurden die Niederlande unabhängig, was sozusagen mit ihrer
Geburtsstunde gleichzusetzen ist.
Neben den eigentlichen
rathausspezifischen Funktionen diente das Haus im Laufe der Zeit auch
anderen Zwecken. Diese waren unter anderem Tanzveranstaltungen,
Schauspielaufführungen und der Einsatz als Kaufhaus. Aus dieser Zeit
stammt das Schild an der linken Seite, auf dem die gesetzliche
Maßeinheit des Jahres 1816 – die halbe Ruthe – abgebildet
ist.
Im zweiten Weltkrieg
brannte das Rathaus nach Bombentreffern vollständig aus. Die
Einrichtung des Friedenssaals war allerdings vorher in Sicherheit
gebracht worden.
Der Wiederaufbau begann am 9. Juli 1950,
dauerte acht Jahre und wurde hauptsächlich durch Spenden finanziert.
An
der rechten und linken Seite des Gebäudes findet man die Figuren der
Bischöfe Ludgerus und Lambertus aus dem Jahr 1646. Diese entstanden als
Teil von Verschönerungsmaßnahmen im Zuge des Friedenskongresses.
An
der Spitze des Giebels findet man die Marienkrönung, eine Darstellung
von Maria und Jesus Christus, die nebeneinander sitzen. Dies ist das
einzige Bildnis dieser Art an einem nicht-Christlichen Gebäude.
Darunter abgebildet sind ein König sowie das Wappen des Heiligen
Römischen Reiches. Die beiden Wappen Münsters, links und rechts
darunter, werden von einem Fabelwesen gehalten, das halb Löwe und halb
Adler ist und Greif genannt wird.
Dreimal jährlich findet
seit 1578 der Send statt. Während dieser Jahrmarktsveranstaltung wird
and der linken Seite des Rathauses das Sendschwert, gehalten von einem
Holzarm, als Zeichen des münsterschen Marktrechts aufgesteckt. Das 400
jahre alte Originalschwert wurde im Jahr 2000 gestohlen und ist nicht
wieder aufgetaucht.
In der früheren Ratskammer, seit dem 18.
Jahrhundert Friedenssaal genannt, kann man einige höchst merkwürdige
Ausstellungsstücke bewundern. Es handelt sich dabei unter anderem um
einen alten Pantoffel und die Reste einer abgehackten Hand.
Wer
das Rathaus nach einer Besichtigung verlässt, der kann an der
Vorderseite der Eingangshalle einen Originalstein der Dresdner
Frauenkirche sehen, der hier im Jahr 2005 aus Anlass des 60 jahre
andauernden Friedens in Europa angebracht wurde.
Heute ist
das Rathaus ein beliebtes Ziel für Touristen und wird hauptsächlich für
repräsentative Veranstaltungen genutzt.
Links neben dem
Rathaus befindet sich das Stadtweinhaus aus dem Jahr 1615. Wie der Name
schon sagt, wurde hier der städtische Wein gelagert. Im ersten Stock
befindet sich ein Festsaal, der mit dem Festsaal des Rathauses
verbunden ist. Vom davorliegenden Balkon aus ruft der
Oberbürgermeister in jedem Jahr zu Beginn des Rosenmontagsumzugs den
Narren und Närrinnen sein ‚Helau’ zu. Das
Rathaus des Westfälischen Friedens ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten und darf auf keiner
Stadtbesichtigung Münsters fehlen.